Forscher*innen bei der Medienarbeit unterstützen
„Viele Wissenschaftler*innen haben Vorbehalte und Ängste, selbst zu kommunizieren. Sie befürchten, dass ihre Themen in den Medien zu stark vereinfacht werden oder die Kommunikation mit der Öffentlichkeit in der wissenschaftlichen Community weniger angesehen ist“, erklärt Beate Hentschel in einem Interview mit wissenschaftskommunikation.de. „Wir möchten dem etwas entgegensetzen und sie in der Zusammenarbeit mit den Medien unterstützen, insbesondere durch Trainings für die Bewegtbild- und Social-Media-Kommunikation.“
Fünf Universitäten arbeiten zusammen
Beate Hentschel leitet die Abteilung Kommunikation, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Universität Kassel und koordiniert das neue Netzwerk, in dem sich auch die TU Darmstadt, die Goethe-Universität Frankfurt, die Justus-Liebig-Universität Gießen und die Philipps-Universität Marburg engagieren.
Wissenschaftsministerium fördert Projekt mit 1,25 Millionen Euro
Das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst fördert das Projekt mit 1,25 Millionen Euro. „Damit stärken wir den Wissenschaftsstandort Hessen und bauen dauerhafte Strukturen für eine erfolgreiche Wissenschaftskommunikation auf“, betont Wissenschaftsministerin Angela Dorn in einer Pressemitteilung. „Angstmacherei, Manipulation und Lügen schwächen unser aller Immunsystem, die Stärke unserer Demokratie. Wissen ist dafür der beste Impfstoff – in Form von klaren Fakten, verständlich erklärt.“
Und damit „Forschende wissen, wie sie ihre Erkenntnisse aus der Forschung so in die Öffentlichkeit transportieren, dass möglichst keine Missverständnisse entstehen“, unterstützt das Wissenschaftsministerium das neue Netzwerk.
Trainings, Workshops und Netzwerktreffen
Das Netzwerk richtet sich an Professor*innen und hoch qualifizierte Forschende der fünf hessischen Universitäten: „Jede Hochschule wählt die Personen selbst aus, denen sie ein Coaching anbieten möchte“, sagt Beate Hentschel. „Wir denken dabei vor allem an unsere Spitzenwissenschaftler*innen und diejenigen, die profilgebend für die Hochschulen sind oder an besonders gesellschaftlich relevanten Themen arbeiten.“
Für diese Zielgruppe entwickeln die Kommunikator*innen zur Zeit Trainings, Workshops und Netzwerktreffen. Die sollen individuell und passgenau sein, denn „nicht jede*r startet vom selben Punkt aus. Manche Wissenschaftler*innen sind medienaffiner, andere brauchen eher ein Basistraining“, so Hentschel.
Je nach Bedarf sollen die Teilnehmer*innen
- in den Medientrainings zum Beispiel lernen, wie sie ein Interview geben, sich vor der Kamera verhalten, einen eigenen Blog aufbauen oder in Social-Media-Kanälen agieren,
- in Workshops zur Wissenschaftskommunikation aktuelle Trends und Entwicklungen der Medienlandschaft identifizieren,
- und bei Netzwerktreffen über individuelle Erfahrungen austauschen und gemeinsame strategische Ansätze entwickeln.
Expertise der Kommunikationsabteilungen nutzen
„Wir haben viel Expertise in den Kommunikationsabteilungen“, betont die Projektkoordinatorin. Einige Trainings bieten die Wissenschaftskommunikator*innen deshalb selbst an – für andere bauen sie ein Netzwerk an Trainer*innen auf. „So können wir schneller auf spezielle Anfragen von Wissenschaftler*innen reagieren und ihnen passende Expert*innen empfehlen.“ Denn „wir als Hochschulen sind daran interessiert, die Stimmen unserer Universitäten in die Öffentlichkeit zu bringen. Wissenschaftler*innen sind in gesellschaftlichen Debatten wichtige Akteur*innen, die über fundierte Sachkenntnis und faktenbasiertes Wissen verfügen. Sie leisten wertvolle Arbeit, über die die Öffentlichkeit auch informiert sein sollte.“
Hochschulkommunikation als strategische Aufgabe
Mit ihrem Engagement wollen die Netzwerk-Partner*innen „auch die Hochschulkommunikation stärken und sie aus der Marketingecke herausholen“, so Hentschel. „Hochschulkommunikation ist zu großen Teilen auch Erfolgskommunikation. Es ist aber wichtig, die authentischen Stimmen der Wissenschaft nach außen zu tragen.“
Rückenwind bekommen die Kommunikator*innen dabei von der Hochschulrektorenkonferenz (HRK). Die Mitgliederversammlung fordert in der HRK-Empfehlung vom 10. Mai 2022 zur „Hochschulkommunikation als strategische Aufgabe“, dass „alle Hochschulangehörigen darin gefördert werden sollten, die gesellschaftliche Relevanz ihrer Hochschule und der eigenen wissenschaftlichen Arbeit zu reflektieren“.
Mehr Informationen:
- Pressemitteilung des Hessischen Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Kunst vom 21. April 2022: https://wissenschaft.hessen.de/presse/neues-netzwerk-staerkt-wissenschaftskommunikation-an-universitaeten
- Interview auf wissenschaftskommunikation.de: https://www.wissenschaftskommunikation.de/wissenschaftskommunikation-auf-staerkere-fuesse-stellen-58273/
- HRK-Empfehlung vom 10. Mai 2022: https://www.hrk.de/positionen/beschluss/detail/hochschulkommunikation-als-strategische-aufgabe/
Elke Zapf