SMC liefert Fachwissen
Das Science Media Center Germany ist eine journalistisch arbeitende, unabhängige und gemeinwohlorientierte Institution, die Medienschaffende bei der Berichterstattung über Wissenschaftsthemen unterstützt. Dafür liefert das SMC den Journalist*innen Fachwissen und Fakten aus den Wissenschaften und arbeitet mit einem Netzwerk von mehr als 1.000 Forschenden zusammen.
SMC Lab entwickelt neue Tools
In einem eigenen „Datenlabor für den Journalismus“ – dem SMC Lab – entwickelt das SMC neue Software und technologische Innovationen für den digitalen Wissenschaftsjournalismus. „Das sind häufig einfache Tools für unsere eigene Redaktion“, erklärt Meik Bittkowski im Interview mit wissenschaftskommunikation.de. Er ist als Leiter Forschung und Entwicklung zuständig für Konzepte und Visionen im SMC Lab.
PrePrint-Server nutzen
Ein wichtiges Tool ist für die sogenannten Preprint-Server gedacht. Auf diesen Servern werden wissenschaftliche Publikationen vorab einer Fachöffentlichkeit vorgestellt und bisweilen lebhaft diskutiert. „In den vergangenen zwei Jahren (der Pandemie) waren Preprint-Server in den Lebenswissenschaften sehr prominent“, so Bittkowski. „Wir haben uns schon seit fünf Jahren damit beschäftigt, weil wir immer davon ausgegangen sind, dass Preprint-Server das nächste große Ding für den Wissenschaftsjournalismus sind.“ Deshalb entwickle das SMC Lab gerade Werkzeuge, um dort relevante Themen früher erkennen zu können.
Frühwarnsystem für Themen
Lohnt sich ein genauerer journalistischer Blick auf eine solche Vorab-Veröffentlichung? Das will das SMC-Lab mit einer Art Frühwarnsystem für relevante Themen klären. Dafür hat das Team einen Empfehlungsservice entwickelt, der sich innerhalb von sieben Tagen neue Publikation auf den Servern anschaut und die Nutzungsmetriken vergleicht. „Wie oft wurde ein Preprint als PDF heruntergeladen, wie häufig wurde ein Abstract gelesen, wie häufig wurde dazu getweetet?“, fragen Bittkowski und sein Team – und erkennen so, wann ein Preprint in einer Kategorie auffällig ist. Aktuell ist das „noch ein interner Emailservice für unsere Redaktion. Wir arbeiten aber gerade an einem externen Dashboard für interessierte Wissenschaftsjournalist*innen“, so Bittkowski.
Recherche in „Academic Twitter“
Darüber hinaus recherchiert das SMC-Lab in „Academic Twitter“ und nutzt es ebenfalls als Frühwarnsystem. In diesem Teil des Mikrobloggingdienstes tauschen sich Wissenschaftler*innen, Journalist*innen und öffentlichen Akteur*innen aus. „Wir beobachten systematisch, wie sich Diskussionen in diesen Netzwerken entwickeln oder welche Publikationen dabei vermehrt erwähnt werden, die in unserer Redaktion vielleicht noch nicht bekannt sind“, sagt Bittkowski. Das SMC Lab wolle hier eine Art Seismographen entwickeln, „der sagen kann, hier poppt irgendetwas im Bereich IT auf, hier ein Thema im Bereich Gesundheit.“
Structured News über Wissenschaft
Zusätzlich will das SMC Lab neue Wege erkunden, um den Wissenschaftsjournalismus in Richtung von „Structured News“ zu entwickeln. „Wir sind uns sicher: die wissenschaftsjournalistischen Artefakte der Zukunft werden anders aussehen als die heutigen“, heißt es auf der Webseite des SMC Lab. „Es geht darum, viele verschiedene Inhalte erzeugen zu können, um sie passgenau auf den vielfältigen Kommunikationswegen auszuspielen“, erklärt Meik Bittkowski. „Idealerweise sind sie an demografische Eigenheiten wie Alter und Geschlecht oder an das Vorwissen der Zielgruppe angepasst.“
Mit positivem Beispiel voran gehe die British Broadcasting Corporation (BBC). „Die BBC veröffentlicht (zwar) weiter lange Texte, denn auch die haben ihre Zielgruppe“, so Bittkowski. „Sie fasst aber zusätzlich in einem automatisierten Verfahren die wichtigsten Kernaussagen der Texte in bullet points zusammen und macht daraus wiederum automatisiert kleine Comics mit zwei, drei Panels, die die Hauptinfos enthalten.“ Diese Comics spiele die Rundfunkanstalt dann in den sozialen Medien aus und erreiche dort andere Zielgruppen. „Manche werden so auf den längeren Artikel überhaupt erst aufmerksam.“
Dashboards für den Datenjournalismus
Auch das SMC selbst setzt auf „Structured News“ und überarbeitet dafür gerade seine Webseite. Die „wird von nicht wenigen Journalist*innen zur Recherche genutzt, als Ideengeberin für Themen oder als Rückversicherung, was bisher zu einem Thema gesagt wurde“, weiß Bittkowski. In Zukunft sollen Journalist*innen hier noch besser recherchieren können und leichter Zahlen, Daten und Fakten finden.
Gute Erfahrung hat das SMC Lab hier mit Dashboards gemacht. Sie visualisieren die wichtigsten Informationen zu einem Thema und sind intuitiv zu erfassen – so wie der Corona-Report auf der Webseite des SMC Lab – oder das Klimadashboard österreichischer Datenaktivist*innen
„Der Aufwand, solche Dashboards zu pflegen, ist immens“, sagt Bittkowski. Das könne nicht jede Redaktion leisten, und genau dafür wolle das SMC Lab kuratierte Datensätze bereitstellen.
Mehr Informationen:
- Webseite des SMC: https://www.sciencemediacenter.de/das-smc/das-smc/
- Webseite des SMC-Lab: https://lab.sciencemediacenter.de
- Interview auf wissenschaftskommunikation.de: https://www.wissenshaftskommunikation.de/das-naechste-grosse-ding-fuer-den-wissenschaftsjournalismus-57761/
- Corona-Report auf der Webseite des SMC-Lab: https://shiny.sciencemediacenter.de/Corona_RKI/
- Klimadashboard österreichischer Datenaktivist*innen: https://klimadashboard.at
Mehr Informationen für Mitglieder:
Im Mitgliederbereich finden Sie aktuelle Empfehlungen des SMC für die Wissenschaftskommunikation in der nächsten Pandemie: https://www.bundesverband-hochschulkommunikation.de/themen/zukunft-der-wissenschaftskommunikation/
Elke Zapf