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Forschung auf Eis gelegt

Das Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven hat seine Forschungsprojekte mit russischen Universitäten und Institutionen „auf Eis gelegt“. Das Sprachbild passt hervorragend zum Forschungsgegenstand: dem ewigen Eis in der Arktis. Diese Region bekommt den Klimawandel besonders deutlich zu spüren und Wissenschaftler*innen suchen nach den Ursachen. Doch ein großer Teil der Arktis gehört zur Russischen Föderation – und deshalb müssen die aufwändigen Arktis-Messungen nun aussetzen.

Friedenszeichen der Polarstern

Friedenszeichen: Die Mannschaft des Forschungseisbrechers „Polarstern" startet einen Wetterballon als Zeichen für den Frieden und die internationale Zusammenarbeit (Foto: AWI auf Twitter)

Vorläufiges Aus für gemeinsame Forschungen

„Die Sanktionen sind Teil des europäisch abgestimmten Boykotts, der auch die Wissenschaft betrifft“, erklärt Prof. Dr. Antje Boetius, die Direktorin des Alfred-Wegener-Instituts, in einem Interview mit der taz.

Das AWI arbeitet als Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung schon seit Jahrzehnten eng mit internationalen Partnern zusammen – auch mit russischen Institutionen. Gemeinsam führen sie Messungen zum schwindenden Meereis, zum tauenden Permafrost und zu Veränderungen der sibirischen Tundra durch.

Boykott trifft Langzeitprojekte hart

Der aktuelle Boykott trifft vor allem Langzeitprojekte hart, zum Beispiel die Beobachtungsreihen in der sibirischen Arktis. „Dort müssten jetzt eigentlich Geräte ausgetauscht werden“, so Boetius in der ZEIT. Aber diese „Kooperation zu den Folgen vom Klimawandel muss jetzt ausgesetzt werden“. Konkret schicke das AWI aktuell weder Menschen noch Geräte in diese Region und miete auch keine Infrastruktur. Und auch sie selbst verzichte auf ihre geplante Reise nach Nowosibirsk.

Friedensbotschaft vom Forschungsschiff

Das ist bitter für das Alfred-Wegener-Institut. Denn gerade noch setzte die Mannschaft des Forschungseisbrechers „Polarstern" mit ihrem Wetterballon ein Zeichen für den Frieden und die internationale Zusammenarbeit. Und via Twitter schickten sie eine Friedensbotschaft an die Welt: „Die Polarstern ist gerade auf dem Rückweg von zwei Monaten Forschung in der Antarktis. An Bord arbeiten und leben Menschen aus zwölf Nationen friedlich und freundschaftlich zusammen. Das wünschen wir uns auch für den Rest der Welt.

Doch der Appell verhallte und nun ist auch auf der „Polarstern“ nichts mehr so, wie es vorher war.

Wissenschaft baut Brücken

Trotz Boykott und Sanktionen betont AWI-Direktorin Boetius: „Ein Verbot des gemeinsamen Denkens auf Basis einer nationalen Zugehörigkeit kennt die Wissenschaft nicht.“ Wissenschaft habe immer auch den Auftrag, Brücken zu bauen. Deshalb richte sich der Boykott ausschließlich gegen das Regime und seine Institutionen, nicht gegen die Zivilgesellschaft und damit auch nicht gegen russische Forschende.

Den Menschen helfen

„Wir haben allen vom Krieg betroffenen Menschen den Dialog und Hilfe angeboten. Außerdem beteiligt sich das AWI an der Unterstützung ukrainischer Geflüchteter“, erklärt Boetius. Außerdem habe das Institut bereits die ersten Nachfragen von Akademiker:innen nach Arbeitsplätzen und versuche, zu helfen.

Themen-Special in der DUZ

Auch das aktuelle DUZ Magazin vom 18. März 2022 beleuchtet die deutsch-russischen Wissenschaftsbeziehungen. Die wichtigsten Aspekte stellen wir Ihnen in der nächsten Woche vor.

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Elke Zapf